Ort: fsk-Kino am Oranienplatz, Segitzdamm 2, 10969 Berlin-Kreuzberg
Datum: 30. Mai 2019, 19 Uhr
Rumänien/Bulgarien/Deutschland
140 Min., rumänische OmU-Fassung
Regie, Drehbuch: Radu Jude Kamera: Marius Panduru Schnitt:
Cătălin Cristuţiu
mit: Ioana Iacob, Alexandru Dabija, Alex Bogdan, Ilinca Manolache, Şerban Pavlu
Der Filmtitel MIR IST ES EGAL, WENN WIR ALS
BARBAREN IN DIE GESCHICHTE EINGEHEN ist das Zitat einer Äußerung von Ion
Antonescu, rumänischer General, Militärdiktator und Hitler-Verbündeter, zu den
von ihm verantworteten sogenannten "ethnischen Säuberungen", bei
denen 1941 in Odessa mehrere zehntausend Juden umgebracht wurden. An diese und
ähnliche Geschehnisse in der Geschichte des Landes mögen sich heute nicht mehr
viele erinnern, die Mittäterschaft am Genozid von Juden, Sinti und Roma wird
gerne auch verharmlost oder gar geleugnet, Antonescu dagegen glorifiziert.
Radu Jude findet einen ganz eigenen Ton für
dieses schwierige Thema: die selektive Erinnerungspolitik im heutigen Europa.
Zwischen Realität und Fiktion, zwischen dem Blick in moralische Abgründe und
einer ironischen Leichtigkeit gelingt ihm eine facettenreiche Reflexion über
Geschichtsvergessenheit. Ein Film, der schwarzhumorig auch das Scheitern von
politischer Kunst thematisiert - und dabei selbst ein politisches Kunstwerk
ist.
Im Film macht es sich die junge Regisseurin
Mariana Marin (Ioana Iacob) zur Aufgabe, dem Erinnerungsvermögen ihrer
Landsleute nachzuhelfen. Sie plant eine groß angelegtes, aufwendiges
Freiluft-Reenactment, mitten in der Bukarester Innenstadt. Doch natürlich läuft nichts so, wie es soll, und
privates Ungemach gesellt sich noch hinzu. Was ein Weckruf sein sollte, gerät
immer mehr zur Farce. Aber Mariana läßt sich nicht einschüchtern oder
demotivieren, sie recherchiert weiter, arbeitet hart und diskutiert, vermittelt
und streitet sich durch den ganzen Film.
Mehrere Infos hier.